Fragen & Antworten

Warum hat unser Honig kein Fairtrade Label?

Martin, einer der Gründer von Diversity Honeys, war Geschäftsführer des (damals in Entstehung befindlichen) weltweiten Dachverbands der Fair Trade Siegelinitiativen. In dieser Zeit wurden die Kriterien für Fairtrade Honig in ‚seinem Büro’ entwickelt – und er gibt heute freimütig zu, dass er damals das Thema völlig unterschätzt hat. Allerdings haben die Fairtrade-Siegelinitiativen bis heute das Thema ‚asiatische’ Honigbienen komplett übersehen, die Kriterien sind nur für Apis mellifera Bienen (v.a. aus Lateinamerika, wo sie ursprünglich nicht natürlich vorgekommen) relevant. Die Fairtrade Preise und Prämien liegen weit unter dem, was wir für unsere asiatischen Spezialitätenhonige zahlen (z.T. 2-3x den Fair Trade Mindestpreis) – und wie oft im Fairen Handel ist ein bescheidener Fair Trade Aufschlag weniger relevant als das Ermöglichen eines Marktzugangs.

Warum gibt es derzeit nur zwei Sorten?

Neue Wege zu gehen ist selten einfach. Dass nicht nur Apis mellifera, sondern auch asiatische Bienen Honig liefern hat sich in Europa weder bei denen, die die Regeln machen, noch bei denen die sie anwenden wirklich herumgesprochen. Wir haben sechs Jahre lang mehrere Versuche gestartet, Honige zu importieren, v.a. aus Vietnam und Indien. Mehr als ein halbes Dutzend mal sind wir damit im Ursprung bzw. an der europäischen Grenze gescheitert. Manchmal zurecht (falsche/fehlende Papier von unerfahrenen Partnern), manchmal zu Unrecht, v.a. ob der engstirnigen Auslegungen dessen, was eine ‚Honigbiene’ ist.
Zweimal wurden Lieferungen auf unsere Kosten in Europa vernichtet. Öfter noch sind Honige gar nicht verschickt worden, weil sie mit Agrargiften verunreinigt oder falsch gelagert worden waren.

Verunreinigungen

Unsere Honige werden nach strengen Regeln auf Rückstände kontrolliert (Pestizide, Schwermetalle, …). Die Kontrollen sind notwendig, weil weltweit in der industriellen Landwirtschaft große Mengen unterschiedlicher Pestizide angewandt werden, die auch Bienenhonig kontaminieren.
Ein wunderbarer Honig aus Vietnam (Litchiblüten) musste abgelehnt werden, weil die Bienen zur Wasseraufnahme zu einer intensiven Hühnerhaltung geflogen waren, und das Wasser dort mit Antibiotika ‚versetzt’ war. Ein andermal waren Antimilben-Mittel in einem Honig: Ein Fehler eines Imkers, was leider zum Ablehnen des einmaligen Honigs aus einem Gummi-Anbaugebiet gezwungen hat. (Hier sind wir sicher, dass wir einen verlässlichen Partner für einen zweiten Versuch gefunden haben – bei dem Litchi-Honig haben wir noch keine Lösung gefunden).

Diskriminierende Parameter

Technische Parameter für Honig sind auf Europa und die USA zugschnitten: Pflanzen in unseren (gemäßigten) Klimazonen produzieren, wenn die Sonne scheint, mit deren Energie aus Wasser und Luft einfache Zucker: Das Wunder der Photosynthese, auf dem alles Leben auf der Erde aufbaut.
Tropische Pflanzen haben die Photosynthese in die Nachtstunden ‚verlegt’, damit sie beim Aufnehmen von CO2 aus der  Luft keine Feuchtigkeit verlieren. Honig, aus Nektar der durch Photosynthese während des Tages entstand, hat andere chemische Merkmale als Honig, der von sogenannten C4 Pflanzen stammt, bei denen die Photosynthese nachts stattfindet. Im Labor ist das nachweisbar. Da europäische Honige keinen Zucker von tropischen Pflanzen enthalten, wird das zurecht als ein klarer Nachweis dafür angesehen, dass der Honig mit Industrie-Zucker ‚gestreckt’ worden ist.
Wenn aber ein europäisches Labor in einem indischen Honig C4 nachweist, fällt die Probe durch – und das höchstwahrscheinlich zu Unrecht.
Es gibt noch weitere Parameter, die für tropische und sub-tropische Honige ungeeignet sind – aber weil Honig (nach Milch und Olivenöl) das am dritthäufigsten gepanschte Lebensmittel der Welt ist, liegt der Vorwurf der Fälschung für ‚exotische’ Honige, aus ‚exotischen’ Regionen und mit ‚exotischen’ Blütentrachten leider allzu nahe.

Diskriminierende Importregeln

Das größte Hindernis für den Import asiatischer Honige ist weiterhin die EU Direktive für Honigimporte, weil sie 2001 eine wissenschaftlich unhaltbare Engführung in ihrer Definition für ‚Honig’ einführte. Laut Brüsseler Direktive darf nur als ‚Honig’ importiert und gehandelt werden, was von der Apis mellifera (der ‚europäischen(!)’) Honigbiene produziert worden ist. Der Kodex Alimentarius, die Referenz der UN Organisation für Nahrung und Landwirtschaft FAO sagt zu Honig dagegen korrekter Weise: Honig ist ein von Honig-Bienen erzeugtes Lebensmittel.
Es ist falsch und diskriminierend ‚per Definition’ den Honig anderer Apis Spezies für ‚illegal’ zu erklären.