Völlig andere Honige

Bienen (und andere Bestäuber) sammeln Nektar von Blumen und Bäumen ein. Durch den Transport im ‚Honigmagen’ der Biene wird aus Nektar Honig: Dieses süße, geniale Produkt der Natur ist gesund, es hält praktisch ‚ewig’, und bis zur Erfindung des Industriezuckers war es der einzig in der Natur relativ frei verfügbare ‚Süßstoff‘ – nur Datteln sind ähnlich süß.
Honig ist ein Spiegel der Landschaft aus der er stammt. Jeder Nektar schmeckt anders, je nach Blüte, je nach Standort der Pflanze – und je nach Art der Biene, die den Nektar gesammelt hat.
Honig aus einer tropischen Landschaft schmeckt anders als Honig z.B. aus einer Alpenlandschaft – wobei z.B. ein Schweizer Berghonig wegen der unterschiedlichen Flora völlig anders schmeckt als ein Honig aus dem Himalaya.

Kleine Bienenkunde

In Europa gibt es nur eine Honigbiene – die Apis mellifera, wobei neuste Forschungen ergeben haben, dass auch sie ursprünglich aus Asien stammt. Was nicht verwundert, denn es gibt ca. 12 Hongbienen, die zum Apis-Stamm gehören – und allesamt stammen nicht nur aus Asien, mit Ausnahme der Apis mellifera sind sie auch nur dort zu finden.
In grauer Vorzeit hausten alle Honigbienen in Höhlen – dort waren sie sicher -aber auch in Konkurrenz mit anderen Tieren. Einige Bienen lernten deshalb, außerhalb schützender Höhlen in der ‚freie Wildbahn’ zu leben und sich zu verteidigen. Die größte Honigbiene, A. laboriosa, hat einen Stachel, der ihrer Größe entspricht. Sie kommt nur im Himalaya Hochgebirge vor – bekannt wurde sie durch Filme, die unter Felsen hängende riesige halbmondförmige Waben zeigen und die mutigen, sich ohne Schutzkleidung abseilenden ‚Honig-Jägern’ die diesen Honig ernten.

Apis dorsata

Etwas kleiner, aber immer noch so groß wie eine europäische Hornisse, ist A. dorsata (‚Felsenbiene’). Sie ist in ganz Asien vergleichsweise weit verbreitet. Auch sie baut Waben mit einem Durchmesser von bis zu 1.5 Meter an Felswänden, in hohen Bäumen und (weil es davon von nicht mehr überall genug gibt) zunehmend auch an Wassertürmen und Wohnhäusern. Diese Bienen bilden drei lebende ‚Kettenvorhänge’ um ihre Wabe, und sind extrem aggressiv, wenn es um die Verteidigung von Nachwuchs und Honig geht – in Rudyard Kiplings Dschungelbuch wurden sie als das ‚gefährlichste Tier im Urwald’ bezeichnet. Diversity Honeys GmbH versucht weiterhin, Honig von Apis dorsata zu importieren – was bislang u.a. daran gescheitert ist, daß EU/UK Regularien nicht berücksichtigen, daß tropische Pflanzen zum Teil andere Pfade der Photosynthese anwenden, an deren Ende C4 Zucker stehen (die in Europa Anzeichen für gepanschten Honig sind).

Apis cerana

Lange Zeit ist A. cerana nicht als eigenständige Spezies erkannt worden, sondern als ‚kleine’ Apis mellifera klassifiziert: Berichte aus der Zeit der britischen Kolonialherrschaft über die Imkerei in Indien können u.a. deshalb verwirrend sein, weil dieser Unterschied nicht bekannt war. Dass diese Bienen inzwischen auch in Holz-Kästen gehalten werden (und der Honig nicht mehr nur aus natürlichen Baum- und Felshöhen geerntet wird) ist z.T. vermutlich das Erbe britischer Missionare, die für diese Bienenkästen einige Designs entwarfen. Aber schon lange vor ihnen haben Inder A. cerana z.B. in Tontöpfen gehalten, eine Methode, die u.a. in Coorg im Südwesten Indiens vereinzelt noch anzutreffen ist.
Heute ist A. cerana besonders bei Kleinbauern sehr beliebt. Sie stellen die Kästen vor allem zur Ertragssteigerung (Bestäubung) in Mangobaum-Anlagen oder in Felder mit Chili und Senf. Honig ist für sie nur ein süßes Extra.
(Zunehmend werden zur gezielten Bestäubung, vor allem auch im zertifizierten Bioanbau, die sogenannten stachellosen Bienen eingesetzt, deren Behausungen sehr leicht zu transportieren sind, und die mit einem begrenzten Flugradius nicht Gefahr ‚fliegen’, in verseuchte Agrarlandschaften zu geraten).

Apis florea

Apis florea hat evolutionstechnisch ebenfalls den Weg aus der Höhle genommen – aber anders als A. dorsata besteht die ‚Strategie‘ dieser Zwergbiene darin, klein und unscheinbar zu sein: Die Bienen sind kaum zu sehen, die Einzelwaben haben die Größe eines halben Tennisschlägers: Oben, rund um einen Ast, wird die Honigwaben gebaut, darunter die Brutwaben. Viele Honigsammler hängen deshalb nach der ‚Ernte‘ die Brutwabe mittels einer Schnur wieder an einen Ast. Wenn die Brutwabe zerstört wird oder bei einer anderen drohenden Gefahr ziehen die kleinen Bienen einfach ein paar Büsche weiter und fangen neu an, manchmal nutzen sie dafür sogar das Wachs der alten ruinierten Wabe.

Die ‚Übrigen’

Es gibt ca. 12 Hongbienen, die zum Apis-Stamm gehören. Von den drei genannten, Apis cerana, Apis dorsata und Apis florea können wir in gewissem Umfang Honig ernten. Aber es gibt noch mindestens  acht weitere Apis Arten, die nur in einer eng begrenzten Region zu finden sind (überwiegend auf Borneo, dem genetischen Zentrum für Apis). Zum Teil ist ihre Zahl so gering, dass sie vom Aussterben bedroht sind; in jedem Fall kommen sie als Honiglieferanten für einen Honighandel nicht in Frage.
Ganz anders dagegen die Apis mellifera, die kommerziell inzwischen weltweit die einzig ‚relevante’ Honigbiene ist. Von Europa aus haben Siedler sie in die USA gebracht (die ‚Fliege des weißen Mannes’ – es gab in den USA keine Honigbienen), nach Australien, Neuseeland, Südamerika. Zuchtversuche dort führten zur Entwicklung einer ‚Killerbiene’ – eine sehr aggressive (aber produktive) Subspezies der Apis mellifera.
Neben Europa ist Apis mellifera nur in Afrika natürlich beheimatet – und findet dort v.a. in den (noch!) großen Waldflächen ideale Lebensbedingungen.
Leider ist Apis mellifera inzwischen auch in praktisch alle Länder Asiens exportiert worden: Apis mellifera produziert mehr Honig als alle anderen Bienenarten, ist eine Höhlenbrüterin, kann also im Kasten von Imkern vergleichsweise einfach ‚gehalten’ werden. Aber (wie die schwarz weißen Holstein Kühe, die überall auf der Welt Rekordmengen an Milch geben) hat diese Produktivität einen hohen Preis für die Tiere und die Umwelt: Diese Bienen verdrängen einheimische Honigbienen und andere Bestäuber (Apis mellifera holt sich Nektar und Honig von fast allen Pflanzen, die im Angebot sind.). Sie leiden in heißen Regionen und sind daher anfällig für viele Krankheiten (gegen die sie keine Widerstandskräfte haben) – und sie verbreiten Krankheiten unter ihren asiatischen Schwestern.
Diversity Honeys beschränkt sich daher bewusst auf den Handel mit Honigen die nicht von Apis mellifera stammen, um damit zu verdeutlichen: Auch bei Honigbienen ist Diversität nicht nur Trumpf – sie ist für uns und unsere Umwelt lebensnotwendig.

Woher kommen unsere Honige?

Wie der Namen unserer Firma sagt: Bio-DIVERSITÄT ist alles. Wir haben für Sie Honiglieferanten in Regionen gefunden, die von besonderer Bedeutung für die Umwelt sind, oder die in ihrer Kombination aus Habitat und Bienenart besondere Bedeutung haben. Wobei wir mit der Suche keineswegs am Ende sind: Bislang haben wir z.B. trotz mehrjähriger Bemühungen noch keinen reinen Mangroven-Honig finden können, aber wir haben noch nicht aufgegeben.

Leider sind auch ‚entfernte Regionen’ nicht mehr vor Umweltverschmutzung sicher: Ein besonderer Honig aus Vietnam war mit einem Antibiotika verunreinig: Die Bienen waren zur Wasseraufnahme in eine Intensiv-Mast-Station für Hühner geflogen, … Derzeit haben wir deshalb nur Honige aus Indien.

Indien

Aus der westlichen Wüstenregion Khuch in Indien beziehen wir einen einmaligen Honig, den die Zwergbiene A. florea in ‚Tennisschläger-großen’, frei im Dornengebüsch hängenden Waben sammelt. Wer kein Auge für die Bienen hat, geht leicht daran vorbei, aber die Ureinwohner dieser Region folgen den Bienen von einer Blüte bis zur Wabe – was Schnelligkeit und hervorragende Sehfähigkeit erfordert. Geerntet wird nur der Honigteil der Wabe – die Bienen fangen einfach ein paar Büsche weiter wieder mit dem Bau einer neuen Wabe an (oder der Brutnest-Teil der Wabe wird vom Honigsammler wieder ins Gebüsch gebunden).

Unser zweiter Honig aus Indien kommt sozusagen aus einer diametral entgegengesetzten Region, nämlich dem Vorgebirge des Himalaya: Apis cerana findet dort eine reiche Blütenauswahl vor, von Bäumen und Gebirgswiesen bis zu den kleinen Feldern rund um entlegene Gebirgsdörfer.

Vietnam

Wir hatten einen Honig aus der ‚Red River’ Region importiert – aber leider erlitt er einen Transportschaden und konnte nicht abgefüllt werden. Wir verhandeln mit unserem Exporteur über einen zweiten Versuch.